Funktion One – Klangmassage gefällig?

Wer Sie noch nie erlebt hat, weis nicht was einem entgangen ist. Nächste Möglichkeit der Beschallung, Berlin oder Prag. Ready set go – fasten your seatbelts. Immer eine Reise wert! (j-berg)

Seit zehn Jahren beschallen die Lautsprecher von Funktion One weltweit Clubs, Festivals und Konzerte. „Der Unterschied zwischen schlechtem und gutem Klang ist wie der Unterschied zwischen grässlichem Wetter und einem sonnigen Tag“, sagt der Unternehmensgründer Tony Andrews: „Beides ist Wetter, aber das eine schlägt aufs Gemüt, das andere hebt die Laune.“

Was haben der Space-Club auf Ibiza, ein Dutzend Kirchen in Korea, der Millennium Dome in London und Underworld gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht allzu viel – außer, dass sich alle für die Lautsprecher des britischen Herstellers Funktion One entschieden haben. Eine Entscheidung, mit der sie in den vergangenen Jahren nicht alleine standen. Die britischen Boxen sind ebenso im Cielo (New York), in der T-Bar (London), im Lux (Lissabon) und im Berghain (Berlin) zu finden. Sie kamen bei großen Festivals wie dem Glastonbury, dem Creamfields oder dem Detroit Electronic Music Festival zum Einsatz und beschallten die Fans bei Tourneen der Chemical Brothers, von Massive Attack und Jamiroquai. Konkurrierende Anbieter wie Martin Audio, Phazon oder JBL bieten ebenfalls Hightech-Boxen mit Spitzensound. Aber zurzeit können sich viele Clubbetreiber, Konzertveranstalter und Musiker auf Funktion One einigen. Was macht der Hersteller also anders als andere?

Das kleine Örtchen Dorking in einer Grafschaft Surrey liegt rund vierzig Kilometer südlich von London entfernt. Vom Flughafen Gatwick aus fährt man eine halbe Stunde durch sattgrüne Landschaften, eine eher dünn besiedelte Gegend mit Gutshäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert und großzügig geschnittenen Grundstücken. Der Firmensitz von Funktion One liegt auf einem mehrere tausend Quadratmeter großen Gelände, auf dem drei kleine Fachwerk-Häuschen, drei neue Audis der obersten Preisklasse, zwei lang gezogene Flachbauten, ein Seerosenteich, sowie eine große Wiese Platz finden. In dieser Idylle, die in scharfem Kontrast steht zu den lauten Einsatzorten der Produkte, die hier entstehen, arbeiten und leben zum Teil auch die Mitarbeiter von Funktion One. Die Firma ist ein Familienunternehmen: Sechs der 14 Mitarbeiter sind miteinander verheiratet, der Weg vom Büro in das Wohnzimmer von Gründer Tony Andrews und seiner Frau Ann beträgt circa drei Meter. Und um in die Abteilung für Forschung und Entwicklung zu gelangen, müssen Mitarbeiter und Besucher einfach einmal quer durchs Büro gehen und dort eine Tür öffnen. In dem gerade mal fünfzig Quadratmeter großen Raum dahinter thronen auf einer Seite verschiedene Funktion-One-Lautsprechermodelle. In der Raummitte steht ein Rack mit Verstärkern sowie einem CD-Player, auf der gegenüber liegenden Seite findet sich eine Werkbank, auf dem Boden liegen einzelne Lautsprecher-Teile aus Holz. Nicht gerade ein Hightech-Labor mit komplizierten Messgeräten also, stattdessen herrscht Bodenständigkeit. Neben einem kleinen Werkzeug-Raum mit dem herrlichsten Kabelgewusel schließt sich das Lager an, in dem sich die in Kartons verpackten Lautsprecher in Regalen stapeln. Das war es dann auch schon mit den Firmenräumen. Eine Produktionsstätte gibt es nicht, die Lautsprecher werden nach Prototypen von externen Unternehmen in Großbritannien hergestellt.

Tony Andrews ist ein Mann von 59 Jahren, der mit seinem vollen, grauen Haar, den engen Jeans und den Turnschuhen eine spezielle Mischung aus Reife und unaufgesetzter Jugendlichkeit ausstrahlt. Eigentlich ein Hippie, denkt man, und fühlt sich von den großformatigen Psychedelik-Bildern in seinem Wohnzimmer bestätigt. Schon mit 16 Jahren hat er zwar seinen ersten Lautsprecher gebaut, aber nie eine Ausbildung dafür absolviert. „In mancherlei Hinsicht war das auch ein Vorteil“, sagt er, „weil ich nicht wusste, welche Regeln man nicht brechen darf.“ Nach einem abgebrochenen Geologie-Studium arbeitete Andrews als Konzert-Roadie. Enttäuscht von den meisten damaligen PA-Anlagen kam er zu dem Entschluss, dass er es besser könnte. 1977 lernte Andrews dann John Newsham kennen, seitdem sind die beiden ein Team: Andrews ist vor allem für das Design der Lautsprecher verantwortlich, Newsham arbeitet als Live-Soundengineer. Mit ihrer Firma Turbosound sorgten die zwei zunächst in den achtziger Jahren bei Konzerten von Pink Floyd, Dire Straits oder Joni Mitchell für satten Klang. 1993 verkauften sie Turbosound, und Andrews zog sich für sechs Jahre zurück. In dieser Zeit entwickelte er neuartige Prototypen, die 1999 im Millennium Dome in London Premiere feierten. Die Feier war der offizielle Startschuss für Andrews’ und Newshams neues Unternehmen: Funktion One. (quelle: groove)